Auf der Suche nach interessanten Themen sind wir auf das Thema der Namen und Namensgebung gestoßen. Hier in Uganda hat man nämlich nicht einen Vornamen, vielleicht einen zweiten Namen und dann einen Nachnamen, wie es in Deutschland üblich ist…
Ein/e kleine/r Ugandi bekommt stets zwei Namen gegeben: einen westlichen und einen traditionalen Namen, also einen aus der Sprache des Volkes Acoli (Volk hauptsächlich aus dem Norden Ugandas).
Der westliche Name ist englisch, könnte also auch in den USA oder Großbritannien auftauchen. Der kleine Sohn unserer Mentorin heißt zum Beispiel Cyrus, andere Beispiele sind Cameron, Owen, Joseph, Nelly, Vicky, Sandra, Wilma, Beatrice, Fiona, Leyla, Dennis, Daniel, Justin, Andrew, Gerald, Paul, Bernhard, Ronald, Angela, Judith, Juliet, Janet, Emmanuel, Emmanuela, Racheal, Agnes, Mary, Immaculate, Carol, Brenda, Christine, Anna, Victor, Gabriel, Rogers, Maria, Evelyn, David, Erik, Charles etc.
Diese westlichen Namen können aber auch lauten: Blessing (=Segen), Goodluck (=Glück), Faith (=Vertrauen), Patience (=Geduld) etc.
Dagegen hat der traditionelle Name immer eine klare Bedeutung. Umstände der Geburt wie Familiensituation (Erstgeborener, etc.), Tode von Angehörigen oder sonstige Ereignisse fließen oft in diesen Namen mit ein. So heißen zwei Kinder aus der Nursery School Obama und Tony Blair, doch oft haben die traditionellen Namen auch Bedeutungen wie Segen, Glück, Vertrauen bzw. der/die Gesegnete, der/die Glückliche… Beispiele sind Odongo (von Father Cyprian; =“the last one”), Amito (von Kevin, unserer Mentorin; =”I want”) oder Omara (=”they love me”), Opari (=”you will miss me”), Latigi (=”the small one”)… Opiyo, Okot, Laker, Oling, Komakech, Albino, Polin…
Im alltäglichen Leben wird, soweit wir es bisher einschätzen können, eher der westliche Name benutzt. In der Vorschule hören wir aber auch oft den traditionellen Namen. Sicherlich hängt das auch von der Sprache ab, die gerade geredet wird. Während man bei der Familie beim traditionellen Namen genannt wird, ist beim Meeting auf der Arbeit wohl eher der westliche Name in Gebrauch.
Auch zu den Namen Ida und Johann können wir etwas berichten. Denn beim Versuch, unsere Namen auszusprechen, kommt meistens “Ita” und “Dschoana” rum, oder die Ugander können es gar nicht aussprechen.
Father Cyprian und Kevin haben jedoch vor unserer Ankunft die Aussprache unsere Namen geübt, sodass wir “hier zuhause” wie “zuhause zuhause” heißen.
Wir stellen uns meistens mit Ida auf Englisch (Lautsprache “Eida”) und John vor. Daran mussten wir uns erstmal gewöhnen, doch ist uns das immernoch lieber als Ita und Dschoana.
Die Acoli kreieren auch gerne traditionelle Namen für Menschen, die keine Acoli sind: Bei einem Krankenbesuch einer alten Frau habe ich, Johann, den Namen “Komagum” (man spricht ihn wie man ihn liest), bekommen. Das bedeutet “I am lucky”, also “Ich bin glücklich”. Warum genau dieser Name mir gegeben wurde, weiß ich aber nicht.
Nachdem wir uns vorgestellt haben, wird manchmal nach dem weiteren Namen gefragt. Dann rücken wir mit unseren Zweitnamen raus, wobei schwer zu erklären ist, dass dieser Zweitname nicht traditionell ist und auch nicht alle einen haben. Maria (bei Johann) oder Ruth (bei Ida) als Zweitname stößt dann auf große Verwunderung.
Wenn man sich uns vorstellt, kriegen wir von Erwachsenen meist den westlichen Namen zu hören. Vielleicht weil wir westlich aussehen. Die Vorschulkinder allerdings sagen entweder nur ihren traditionellen oder beide Namen. Das ist für unsere westlichen Ohren akustisch meistens schwer zu verstehen, auch weil die schüchternen Kinder oft so leise reden.
Namen lernen gestaltet sich für uns ziemlich schwierig, wo wir noch im bald folgenden Post “Alles das Gleiche” eingehen wollen.
So weit für heute! Wir hoffen ihr habt Interesse an Themen wie diesen und genießt das Lesen. Bis bald!